© Uber Images / shutterstock.com

Sonderurlaub im Minijob: Wann haben Sie Anspruch?

Anastasia Johlen am 10.02.2022
ca. 1165 Worte
ungefähre Lesezeit 4 Minuten 14 Sekunden
Sonderurlaub im Minijob: Wann haben Sie Anspruch?
© fizkes | shutterstock.com
Inhalt:
  1. Allgemeiner Urlaubsanspruch als Arbeitnehmer
  2. Was ist Sonderurlaub?
    1. Klausel für Sonderurlaub im Arbeitsvertrag
  3. Wann steht einem Arbeitnehmer Sonderurlaub zu?
    1. Sonderurlaub bei vorübergehender Verhinderung
    2. Erhalten Sie für Arztbesuche Sonderurlaub?
    3. Sonderurlaub bei erkrankten Kindern
      1. Erweiterte Kinderkrankengeld-Regelungen seit 2021
    4. Sonderurlaub bei Beerdigung und Todesfall
    5. Anspruch auf Sonderurlaub bei Geburt eines Kindes
    6. Anspruch auf Sonderurlaub beim Umzug
  4. Wie lange haben Sie Anspruch auf Sonderurlaub?
  5. Wird Sonderurlaub vom Erholungsurlaub abgezogen?

In Deutschland haben alle Arbeitnehmer einen Anspruch auf bezahlten Urlaub, unabhängig davon, ob Sie einen Vollzeitjob ausüben, eine Teilzeitbeschäftigung oder einen Minijob. Doch wie sieht es mit Sonderurlaub aus? Was gilt als Sonderurlaub und wann haben Sie Anspruch? Erfahren Sie in diesem Artikel alles rund um den Sonderurlaub als Minijobber.

Allgemeiner Urlaubsanspruch als Arbeitnehmer

Jeder Arbeitnehmer hat hierzulande einen Anspruch auf Mindesturlaub, das ist im Bundesurlaubsgesetz geregelt. Dabei richtet sich der Urlaubsanspruch immer nach Anzahl der wöchentlichen Arbeitstage und nicht nach der Stundenzahl.

Was ist Sonderurlaub?

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich bei Sonderurlaub um einen Sonderfall und nicht um den regulären Erholungsurlaub und Urlaubsanspruch. Durch Sonderurlaub besteht für Erwerbstätige die Möglichkeit, besondere und außergewöhnliche Anlässe zu bewältigen und diesen gerecht zu werden.

Es gibt Situationen, die einen Sonderurlaub berechtigen. Diese Situationen sind in der Regel Ausnahmesituationen im Leben eines Arbeitnehmers, in denen ein Arbeitgeber zu den regulären Urlaubstagen zusätzlichen Urlaub gewährt. Doch wann haben Sie einen Anspruch auf Sonderurlaub?

Ein naher Verwandter stirbt, ein Arbeitnehmer zieht um oder ein Kind wird geboren- alles nicht unbedingt Situationen, die mit Entspannung zu tun haben. Deshalb müssen Arbeitnehmer dafür in der Regel auch keinen regulären Urlaub opfern. In bestimmten Sondersituationen bekommen Erwerbstätige bezahlten Sonderurlaub zusätzlich zum Erholungsurlaub.

Klausel für Sonderurlaub im Arbeitsvertrag

Dennoch können Arbeitgeber dieses Recht auf Sonderurlaub im Arbeitsvertrag ausschließen, achten Sie deshalb auf diese Klausel bevor Sie Ihren Vertrag unterschreiben. Fehlt in Ihrem Arbeitsvertrag eine Klausel zum Sonderurlaub, wird dieser eventuell durch eine Betriebsvereinbarung geregelt. Bei Tarifverträgen sollten Sie ebenfalls prüfe, ob dieser den Anspruch auf Sonderurlaub definiert.

Im Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes ist zum Beispiel genauestens geregelt, in welchen Fällen Arbeitnehmer einen Anspruch auf Sonderurlaub haben und in welchem Umfang.

Wann steht einem Arbeitnehmer Sonderurlaub zu?

Laut § 616 BGB steht einem Arbeitnehmer bezahlter Sonderurlaub zu, wenn dieser aus einem anderen Grund als Erkrankung unverschuldet, vorübergehend und aus persönlichen Gründen verhindert ist, die Arbeitspflicht zu erfüllen.

Das gilt für alle Arbeitnehmer, egal ob das Beschäftigungsverhältnis ein Aushilfsjob, eine Teilzeitstelle oder ein Vollzeitjob ist.
Arbeitnehmer muss Sonderurlaub mitteilen

Als Arbeitnehmer stehen Sie in der Pflicht, Ihren Arbeitgeber über den Sonderurlaub zu informieren. Der Arbeitgeber kann sogar einen Nachweis über den Grund des Sonderurlaubs verlangen.
Möchten Sie zum Beispiel Sonderurlaub für Ihre eigene Hochzeit, müssen Sie ein entsprechendes Schreiben des Standesamtes vorlegen.

Sonderurlaub bei vorübergehender Verhinderung

Können Arbeitnehmer unverschuldet nicht zur Arbeit kommen, müssen Sie freigestellt werden. Erkrankungen sind in diesen Bereich nicht abgedeckt, dafür gibt es extra Krankengeld von der Krankenkasse, aber keinen Sonderurlaub.

Laut Paragraf 616 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) geht es vielmehr um Situationen, in denen es für den Arbeitnehmer unzumutbar und unmöglich ist, die beruflichen Tätigkeiten aufzunehmen. Dazu zählt zum Beispiel die eigene Eheschließung, die Geburt eines Kindes oder der Todesfall eines nahen Angehörigen.

Erhalten Sie für Arztbesuche Sonderurlaub?

Arztbesuche jeglicher Art sollten immer außerhalb der Arbeitszeiten wahrgenommen werden. Ein Arztbesuch rechtfertigt keine bezahlte Freistellung. Sind nur Arzttermine während der Arbeitszeit möglich, etwa aufgrund vom Arbeitszeitenmodell Ihres Arbeitgebers, können Sie für die Zeit beim Arzt sowie für die Anfahrt Sonderurlaub beantragen. Haben Sie also keinen Einfluss auf Ihren Arzttermin besteht im Grund Anspruch auf Sonderurlaub.

Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber, damit Sie eine Lösung finden.

Sind Sie akut erkrankt greift auch kein Sonderurlaub. Im Krankheitsfall benötigen Sie eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung von Ihrem Arzt, damit sind Sie krankgeschrieben und erhalten für einen bestimmten Zeitraum weiterhin Lohn.

Sonderurlaub bei erkrankten Kindern

Berufstätige Eltern von erkrankten Kindern haben einen Anspruch auf Sonderurlaub: es gibt sogenannte Kinderkrankentage. Beide Elternteile haben bis zu fünf Tage im Jahr bezahlten Sonderurlaub, wenn der Nachwuchs krank und die Betreuung notwendig ist.

Bei mehreren Kindern sind diese fünf Tage pro Elternteil wirklich wenig. Damit Sie weiterhin Lohn bekommen, müssen Sie mit einem Attest des Kinderarztes einen Antrag auf Kinderkrankengeld bei der Krankenkasse stellen. Die Krankenkasse zahlt 67 Prozent des Nettogehalts.

Erweiterte Kinderkrankengeld-Regelungen seit 2021

Seit der Corona-Pandemie wurden die Regelungen für Kinderkrankengeld erweitert, sodass Eltern seit 2021 jeweils 30 Tage pro Kind Kinderkrankengeld beanspruchen können. Alleinerziehende bekommen bis zu 60 Tage Kinderkrankengeld.
Bei mehr als zwei Kindern gibt es allerdings eine Höchstgrenze: Jeder Elternteil kann insgesamt maximal 65 Arbeitstage pro Jahr Kinderkrankengeld beziehen.

Das gilt auch für Alleinerziehende mit mehr als zwei Kindern. Zusätzlich greift die Kinderkrankgeld-Regelung nicht nur bei Krankheit, sondern auch, wenn Kita oder Schule des Kindes geschlossen sind.

Sonderurlaub bei Beerdigung und Todesfall

Verstirbt ein naher Angehöriger, besteht ein Anspruch auf Sonderurlaub. Zu den nahen Angehörigen zählen der Ehepartner/Lebensgefährte/, das eigene Kind/Adoptivkind/Stiefkind/Pflegekind, die Eltern sowie Schwiegereltern und Geschwister.

Wie lange Sie Sonderurlaub im Todesfall eines nahen Verwandten haben, hängt damit zusammen, wie Nahe Sie dieser Person wirklich standen. Verstirbt der Lebenspartner/Ehepartner/Lebensgefährte haben Arbeitnehmer drei Arbeitstage Sonderurlaub. Bei allen anderen Verwandten besteht ein Sonderurlaubsanspruch von zwei Tagen, insofern die Personen im Haushalt des Arbeitnehmers lebten.

Anspruch auf Sonderurlaub bei Geburt eines Kindes

Der Vater hat Anspruch auf Sonderurlaub, wenn dieser bei der Geburt eines ehelichen Kindes dabei sein will. Laut Gesetzt besteht kein Anspruch auf Sonderurlaub für den Vater eines unehelichen Kinder.
Ansonsten empfiehlt es sich rechtzeitig das Gespräch mit dem Arbeitgeber aufzusuchen, viele sind sehr kulant und kommen Ihren Arbeitnehmern entgegen.

Anspruch auf Sonderurlaub beim Umzug

Ist der Umzug aus dienstlichen oder betrieblichen Gründen notwendig, besteht in jedem Fall ein Anspruch auf Sonderurlaub. Andernfalls muss jeder Einzelfall geprüft werden.
Sonderurlaub bei Naturereignissen und Katastrophen?

Es gibt manchmal Umstände, die den regulären Arbeitsalltag durchqueren, die Anfahrt zur Arbeitsstätte erschweren oder gar unmöglich machen. Dennoch gibt es keinen Anspruch auf bezahlten Sonderurlaub, wenn äußere Umstände die Arbeitsfähigkeit eines Angestellten beeinträchtigen oder verhindern. Können Sie zum Beispiel wegen eines Bahnstreiks oder einer Naturkatastrophe nicht zur Arbeit kommen, besteht kein Anspruch auf Sonderurlaub.

Die Situation sieht anders aus, wenn Sie direkt von äußeren Umständen betroffen sind: Stichpunkt Flutkatastrophe und Überschwemmungen. Ist Ihr Haus überschwemmt und Sie sind direkt an den Folgen einer Naturkatastrophe beteiligt, steht Ihnen bezahlter Sonderurlaub für ein bis zwei Tage zu.

Wie lange haben Sie Anspruch auf Sonderurlaub?

Die genaue Dauer eines Sonderurlaubs ist per Gesetzt nicht festgeschrieben. Generell haben Arbeitnehmer bezahlten Sonderurlaub von ein bis zwei Tagen. Bleiben Sie also länger von der Arbeit fern, müssen Sie mit einem Lohnausfall rechnen. Am besten vereinbaren Sie die Dauer des Sonderurlaubs mit Ihrem Arbeitgeber, oft hängt die Dauer auch vom Arbeitsverhältnis ab.

Sind Sie befristet in einem Betrieb beschäftigt werden Sie vermutlich weniger Sonderurlaub erhalten, als Angestellte mit einer Betriebszugehörigkeit von mehreren Jahrzehnten.

Wird Sonderurlaub vom Erholungsurlaub abgezogen?

Der Sonderurlaub wird auf Ihren regulären Urlaubsanspruch nicht angerechnet. Ihnen bleibt Ihr voller Anspruch auf Erholungsurlaub trotz Sonderurlaubstage erhalten.
Ausnahmen bestimmten die Regel: Sollen Sie sich im Urlaub befinden und es tritt ein plötzlicher Todesfall eines nahen Angehörigen ein, haben Sie keinen Anspruch auf Sonderurlaub

Wie Sie sehen gibt es grundsätzlich einen Anspruch auf Sonderurlaub für jeden Arbeitnehmer. Arbeitgeber können sich von dieser Regelung durch eine Klausel befreien. Deshalb sollten Sie immer als erstes einen Blick in Ihren Arbeitsvertrag werfen. Oft ist es aber auch so, dass Arbeitgeber in solchen Not- oder Ausnahmesituationen sehr verständnisvoll sind und Ihnen entgegenkommen.